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Musikperformance wirft Schlaglichter auf 1968

Burn, Warehouse, Burn

Musikperformance der Bischof-Neumann-Schule über Glanz und Elend des Jahres 1968.

Soeben ist die Internationale verklungen. Nun stehen die 23 Schüler und Schülerinnen des Musik-Grundkurses der Bischof-Neumann-Schule in Königstein mit neutralem Gesichtsausdruck an der Rampe der schuleigenen Bühnenhalle. Die am Mittwochabend aufgeführte Performance "Burn Warehouse Burn - Glanz und Elend des Jahres 1968" hat den Möglichkeits- und Unmöglichkeitsraum der Studentenbewegung dieses Jahres beleuchtet, jetzt liegt es an jedem einzelnen Zuschauer selbst, zu entscheiden, wie er mit diesem Erbe umgeht. "


Als sich das Team der Freien Musikschule Bad Soden im Frühjahr 2017 Gedanken über ein neues Schulprojekt machte, lag das Thema der Studentenunruhen auf der Hand", berichtet die Projekt- und Musikschulleiterin Roswitha Lechthaler. "Schließlich jähren sich diese Ereignisse in diesem Jahr zum 50. Mal. Zudem war Frankfurt neben Berlin eines der Zentren der Bewegung." Auch der Titel des Projekts, der auf ein Flugblatt der Kommune 1 zurückgeht, sei rasch gefunden worden. "Wir wollten die 68er weder verdammen noch glorifizieren und ihre Aggressivität gewiss nicht unterschlagen", führt Lechthaler aus.


Umgesetzt werden sollte die Performance mit avantgardistischen Techniken für Sprechstimme und Instrumente. Mit Cut-Up-und Sampling Techniken, zu denen sie von dem Musikschuldozenten Christoph Collenberg und der Dramaturgin Caroline Rohmer angeleitet wurden, produzierten die Schüler wilde Mischungen aus bereits vorhandenen Texten. So wurde die Bergpredigt mit dem Polit-Jargon der 68er kurzgeschlossen und teilweise über Megaphon dem Publikum zugerufen. Das ergab keinen konsistenten Sinn mehr, elektrisierte aber umso mehr und vermittelte die anarchische Aufbruchsstimmung, die die Studentenbewegung prägte. Ebenso schräg wie spannend wirkten die improvisierten Sound.-Painting-Stücke, die Felicitas Kluge, ebenfalls Musikschuldozentin, mit den Schülern erarbeitete. Solche Sound-Paintings verzichten auf einen Notentext. Was gespielt wird, gibt der Dirigent mit Handzeichen vor. Bei der Umsetzung seiner Angaben hat jedes Orchestermitglied einen großen Freiheitsspielraum. Overheadprojektionen und die Einspielung von O-Tönen zu den Wendepunkten der Studentenbewegung ergänzten das Ensemble der künstlerischen Techniken, das an diesem Abend zum Einsatz kam.


"Die Schüler haben den Zusammenhang zwischen den avantgardistischen künstlerischen Techniken und dem politischen Thema, um das geht, rasch erkannt", so Regisseur Simon Möllendorf. Sie hätten die Freiheiten, die sich ihnen geboten hätten, schnell und zielstrebig genutzt. Von dem zunehmenden Ernst, mit dem sich die Schüler des sperrigen Themas annahmen, zeigte sich auch die Musiklehrerin Mechthild Geißler beeindruckt, die Schulstunden und Freizeit opferte, um das Projekt möglich zu machen.

Langer Applaus nach dem Ende der Vorstellung belohnte alle Mitwirkenden für einen gewiss nicht gemütlichen, aber dafür umso eindrucksvolleren Abend.


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